In unserer neuesten Anlagenvorstellung möchten wir Ihnen die Märklin Anlage von einem unserer schwedischen Kunden vorstellen. Die Anlage ist insofern besonders, weil der Kunde ein gebürtiger Schwede ist und auch dort lebt. Seine Leidenschaft sind trotz der großen Entfernung, die deutschen Modelle und auch die deutschen Landschaften. Seien Sie gespannt auf eine besondere Märklin Eisenbahn – mitten in Schweden.
Wie sind Sie zum Hobby Modelleisenbahn gekommen?
Alles fing mit 7 Jahren an, als ich die Modellzüge meines Onkels kennen gelernt habe. Zwar handelte sich nur um einen einfachen Kreis mit LIMA-Rollmaterial, aber es war genug um mich mit dem MoBa-Virus zu infizieren. Vom Christkind bekam ich im selben Jahr eine Fleischmann H0 Startpackung mit der Anna-Lok. Das war zu Weihnachten 1979.
Warum haben Sie sich für den Maßstab entschieden?
Eigentlich habe ich mir bezüglich verschiedener Maßstäbe nicht so viele Gedanken gemacht, für mich war immer MoBa gleich H0. Erst später im Leben entdeckte ich die kleineren (und größeren) Spurweiten und kurz, aber sehr kurz, spielte ich mit dem Gedanken, auf die N-Spur umzusteigen.
Was war Ihre erste Lokomotive?
Die Lokomotive „Anna“ von Fleischmann
Do you have a favorite series?
Ich finde eine „ohrenlose“ 44er einfach wunderschön, aber die 58er ist auch ein Augenschmaus. Bei Dampfloks überhaupt schlägt mir das Herz fester in der Brust.
Fragen zur Anlage:
Woher stammt die Idee für die Modellbahn? Gibt es ein Vorbild für den Gleisplan oder die Landschaft?
Obwohl ich gebürtiger Schwede bin und 70 Meter von einer eingleisigen Hauptbahn groß geworden bin, haben weder schwedische Züge noch schwedische Landschaft einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt. Eventuell hat es damit zu tun, dass die großen Modelleisenbahnhersteller damals wie heute hauptsächlich Rollmaterial aus dem deutschsprachigen Raum angeboten haben. Als Kind liebäugelte ich meist mit den großen deutschen Dampfern und Dieseldamen. Der damalige Freund meiner Mutter, der mit mir dem Hobby frönte, hat aber auch schwedische Loks wie die Rc4 auf die Anlage gebracht.
Viel interessanter fand ich, und finde ich immer noch, die deutschen Loks und Wagen und auch die deutschen Szenerien. Was versteht man dann unter „Szenerien“ und was hat Deutschland anzubieten, was Schweden nicht hätte? Vor allem zwei Themen haben mich in den Bann gezogen: große, schmutzige Industriebahnen im Pott-Stil und malerische, knuffige Nebenbahnen im süddeutschen Bergland. Als ich angefangen habe zu bauen, hatte ich irgendwie immer Baden, Württemberg und Bayern vor Augen, obwohl die Anlage kein reales Vorbild hat. Der Gleisplan ist im Grunde ein sogenannter Hundeknochen auf zwei Ebenen, mit verschiedenen An- und Ausbauten.
Wieso der verwendete Maßstab?
H0 ist eigentlich zu groß für eine Anlage, die mitten in einer Wohnung steht (und auch gebaut wurde). Ohne Kellerraum oder Dachboden zum Austoben verlangt der Maßstab H0 sehr viel vom Erbauer hinsichtlich der Gleisplanung, aber da ich nicht jünger werde, schätze ich heutzutage die Größe desto mehr.
Entstammt der Gleisplan einem Vorbild oder anderen Anlage oder ist er eine Eigenentwicklung?
Die Anlage fing ihr Leben in meiner Zweizimmer-Junggesellenwohnung auf zwei getrennten Sperrholzplatten an. Jede Platte hatte eine Kehrschleife mit Überholgleis und sie wurden in der Abstellkammer aufbewahrt. Als ich nach ein paar Jahren den Bau einer „richtigen“ Anlage anfangen konnte, habe ich den ursprünglichen Gleisplan behalten, jedoch auf zwei Ebenen. Dadurch hatte ich eine „Strecke“ auf der sich die Züge begegneten und dem Betrachter vortäuschen konnten, in verschiedene Richtungen unterwegs zu sein. In die jeweiligen Schleifen habe ich eine kleine Industrie bzw. den Bahnhof integriert.
Welches Thema wird auf der Anlage dargestellt und wieso ist es genau dieses Thema?
Das Thema ist eigentlich „eingleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn im süddeutschen Raum“. Da passen sowohl kürzere Eilzüge als auch reine Nebenbahnzüge. Ich kann auch längere Güterzüge einfach vorbeifahren lassen, sie müssen ja nicht unbedingt meinen kleinen Bahnhof befahren. Als ich die Fotokulisse „Neuschwanstein“ von FALLER gefunden habe, war das Thema fest beschlossen und auch der herbstliche Charakter.
Welche Epoche wird dargestellt? Fahren nur Züge einer besonderen Epoche?
Ich bin auf die Epoche III ziemlich versessen und fahre keine Züge, die zwischen 1945 und 1970 nicht so, da und dann gefahren sind. Meine Freiheit besteht darin, dass ich mich nicht auf ein bestimmtes Jahr begrenzt habe. D.h. Loks, die kurz nach dem Krieg ausgemustert wurden, dürfen mit Loks, die 1968 ausgeliefert wurden, fröhlich die Gleise teilen. Jede einzelne Zugbildung versuche ich aber epochenrein und vorbildlich zu behalten. Züge, wie z.B. die Vorserie-Lolo, die nur in Norddeutschland unterwegs waren und natürlich auch E-Loks, fahren bei mir nicht.
Which digital control unit is used?
Die CS2 von Märklin in Verbindung mit der Software „Rocrail“.
What is still missing on the layout or should be improved?
Verbessern möchte ich ganz viel, mir wird fast schwindelig, wenn ich darüber nachdenke. Man setzt ja immer wieder die Messlatte höher und stellt fest, dass so, wie man es vor 17 Jahren gebaut hat, das würde man heute anders machen. Den Bahnsteig hatte ich schon in drei Ausführungen. Weiter war die Teerstraße ein Fertigprodukt zum Aufkleben, aber ist mittlerweile zerbröselt und sieht furchtbar aus. Im BW besteht die Unterlage aus Pappe, welche sich mit den Jahren sehr verzerrt hat. Umbauen kann ich, aber viel ausbauen kann ich nicht.
Is there a favorite part of the layout?
Der neuste Anlagenteil mit einem Diesel-BW wurde ziemlich „sauber“ gebaut und gefällt mir sehr.
Wie lang hat der Bau der Anlage bis jetzt gedauert?
17 Jahre
When do you estimate it will be completed?
Die Anlage ist größenmäßig fertiggestellt, ein Wanddurchbruch zur Nachbarin wäre die einzige Möglichkeit für einen Ausbau. Ich habe schon eine anhängbare Kehrschleife vor der Tür, für abwechslungsreicheren Betrieb…und Ruhe.
Welche Tipps/ welchen Rat haben Sie für Modellbahner mit einem ähnlichen Projekt?
Wie immer: klein anfangen, aber den Gleisplan so gestalten, dass es „Zukunftsgleise“ gibt, durch welche man die Anlage später in eine größere Einheit integrieren könnte. Vermeide gerade Linien zum Betrachter, alles was schräg steht erzeugt eine Tiefenwirkung und täuscht optisch. Gerade das Märklin-System ermöglicht engere Radien und steilere Steigungen, da kann man ganz viel verstecken und tarnen, ohne dass es sofort auffällt.
Worauf muss man beim Gestalten/Ausschmücken auf begrenztem Raum achten?
Arbeite in 3D. Arbeite mit Tiefen und Höhen, mit versteckten Bereichen und schrägen Gleisführungen. Das absolute No-Go, meines Erachtens, ist eine Platte mit Gleisen übersäht, wo man immer und überall den Zügen mit dem Blick folgen kann. Dann wirkt die Anlage auf einmal kleiner.
Was hatten Sie am Anfang für ein Budget und wurde es inzwischen überschritten?
Die Anlage verfügt über 60 Meter Gleis (22 im sichtbaren Bereich) und 40 Magnetartikel. Ich besitze 31 Loks. Wenn man das durch 17 Jahre teilt, musste das Budget ja nur pro Jahr stimmen. Und da es nie ein festes Budget gegeben hat, hat es auch immer gestimmt. Hatte ich einen Monat nur 6 Euro übrig, dann passte es für ein Figürchenset.
Was war die größte Herausforderung beim Bau?
Da ich nur Geisteswissenschaften gelernt habe, war und ist alles um die Elektronik eine große Herausforderung. Digitaltechnik in Verbindung mit dem Märklin-System setzt aber die Eingangsschwelle relativ niedrig.
Weitere Eindrücke von der Märklin Anlage
Wir bedanken uns recht herzlich bei unserem Kunden für die Teilnahme an der Anlagenvorstellung! Wenn Sie Ihre Anlage ebenfalls im Blog vorstellen möchten, dann bewerben Sie sich mit Bildern, Videos und Texten bei uns unter blog@modellbahnshop-lippe.com. Für jedes Anlagenportrait belohnen wir den Autor mir einem 50€ MSL Gutschein! Also nicht zögern und direkt bewerben.