„Modellbauer seit dem 1. Tag“ liest man in Sebb’s Instagramprofil – und der Funke springt über! Die Leidenschaft und Detailverliebtheit, die er in seine Projekte steckt, faszinieren jedes Mal aufs Neue. Besonders die Alterungen, Umbauten und Eigenbauten von Sebb, die er auf Instagram und seinem YouTube-Channel vorstellt, können sich sehen lassen!
Im Interview haben wir Sebb daher um Tipps zur Modellalterung gebeten und wollten natürlich die ganze Geschichte seiner Modellbahnleidenschaft erfahren:
Wie bist du zur Modellbahn gekommen?
Eigentlich seit dem Tag 0! Mein Vater bekam seine erste Modellbahn als er 3 Jahre alt war. Als ich auf die Welt kam, hatte er bereits eine stattliche Sammlung an Fahrzeugen und Wagen, auf die ich zum Spielen zurück greifen konnte! Somit war es mehr oder weniger unvermeidlich, dass auch ich vom Virus Modellbahn infiziert werde! Die Tatsache, dass ich als Kind alleine mit Rollmaterial im Wert von weit über 500 Euro Spielen durfte tat sein übriges dazu. Mein Vater hatte dahingehend ein sehr großes Vertrauen in mich. Soweit ich mich erinnere, habe ich auch nie etwas kaputt gemacht. Seit nun mehr 5 Jahren bauen mein Vater und ich endlich an unserer Anlage! Die Planung dieser Anlage zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben meines Vaters, jedoch kamen immer wieder Dinge dazwischen, die den Baubeginn verhinderten. Jetzt endlich ging es los! Im Finalen Stadium misst die Anlage 14m x 1.5m. Momentan arbeiten wir am BW-Modul. Alleine das frisst Unmengen an Zeit, aber besser als nichts! Als nächstes kommen 3.5m Kopfbahnhof samt Weichenfeld und Abstellgruppen. Auch sehr viel Paradestrecke mit Landschaft wird ihren Platz finden! Wann das alles mal stehen wird, können wir beide nicht sagen, aber wir arbeiten fleißig daran.
Was macht den besonderen Reiz an der Modellbahn aus?
Für mich bzw für uns ist es das exakte Darstellen einer vergangenen Zeit. Angefangen von kaputt gefahrenen Kopfsteinpflaster-Straßen über alte Gebäude bis hin zu den kleinsten Details, wie Telegraphen-Leitungen etc. In einem Modell, also nur einem Ausschnitt einer fiktiven Welt, das Gefühl der damaligen Zeit hervor zu rufen. Grade für meinen Vater ist das etwas ganz besonderes da er diese Zeit als Kind aktiv erlebt hat.
Welche Epochen oder Fahrzeugkategorien bevorzugst du?
Unsere Anlage bewegt sich zwischen der Epoche 3b und 4. Das ist meiner bescheidenen Meinung nach die interessanteste Bahn-Epoche. Alle Traktionsarten waren vorhanden, die Dampfloks wurden langsam von den Dieselloks verdrängt, E-Loks wurden immer besser und effizienter, alles befand sich im Umbruch. Für viele ist das die „Mainstream“ Modellbahn-Epoche, was durchaus so sein mag. Jedoch ist es auch die Epoche in der man sich, wenn man sich tiefer mit allen Details beschäftigt, am meisten verlieren kann. Ob man nun das Ende der Dampfloks, die Übermacht der Diesel oder den Beginn der E-Lok-Zeit darstellen will. Für jeden steht mehr als genug zur Auswahl! Das fasziniert mich an genau dieser Bahn-Epoche.
Welches war deine erste Lok und hast du eine Lieblingslok?
Ein wirkliches „meins und deins“ gab es bei mir und meinem Vater nie und das ist bis heute so geblieben. Ich durfte mit all seinen Loks fahren als wären es meine eigenen. Die erste Lok die ich geschenkt bekommen habe, war eine V100 von Märklin. Diese besitze ich auch heute noch. Leider ist der „Magische Rauch“ aus dem Decoder entwichen, daher ist sie zur Zeit nicht fahrtüchtig. Aber ihre Aufarbeitung steht an! Eine explizite Lieblings-Lok habe ich nicht wirklich. Eher eine Reihe von Loks die mir besonders gefallen. Das sind so ziemlich alle Neubaukessel-Dampfer der DB. Angefangen von der Br 03.10 über die Br 41 bis hin zur Br 66. Für mich sind das die schönsten, elegantesten und gleichzeitig brutalsten Maschinen die die DB je gebaut hat. Viele mögen die schlichten und eleganten Formen der V200 oder der 103, doch für mich ist die rohe Technik, das vereinfachte Design und die schlichte Brutalität der Neubau-Loks das, was mich am meisten fasziniert. Auch die Geschichten der Lokführer über diese teilweise geliebten, teilweise aber auch gehassten Maschinen sind immer wieder spannend.
Die Alterung von Modellen ist für viele eine Herausforderung. Sebb hat sich diesem Thema verschrieben und gibt uns hier ein paar Tipps, wie es am Besten gelingt:
Seit wann beschäftigst du dich mit der Modellalterung?
Wirklich beschäftigen tue ich mich mit der Alterung eigentlich erst seit 4-5 Jahren. Ich wollte das Rollmaterial immer altern, da es mir selbst als kleiner Junge immer besser gefiel, wenn verdreckte Loks und Wagen auf einer Anlage fuhren. Nur fehlte mir zum einen das Wissen und zum anderen der Mut den Pinsel an eine teure Lok zu legen. Irgendwann kaufte ich mir ein billiges Airbrush-Set auf der Intermodellbau. Damit wagte ich die ersten, zaghaften Versuche des Weatherings an alten Märklin Güterwagen. Für heutige Verhältnisse katastrophal, war ich damals sehr zufrieden und mächtig stolz endlich gealterte Wagen zu haben! Doch schnell war ich mit meiner Arbeit unzufrieden, sodass ich zu recherchieren begann, um zu verstehen, wie Wagen und Loks altern. Als ich bemerkte wie weit meine ersten Versuche von der Realität entfernt waren, war mein Ehrgeiz geweckt! Und der Prozess der stetigen Verbesserung dauert bis heute an!
Was sind die Schwierigkeiten bei der Alterung?
Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten! Denn eine Alterung besteht aus mehreren Phasen und jeder hat mit einem anderen Schritt in diesem Prozess ein Problem bzw. leichte Schwierigkeiten. Grob gesagt besteht der gesamte Ablauf aus drei Phasen:
Phase 1: Bilder des Originals zur Einsatzzeit studieren und schauen wo lagert sich Dreck ab, wo leidet der Lack am meisten, wo bilden sich Farbverläufe, Wasserschlieren, Fettablagerungen? All diese Dinge findet man, vorausgesetzt man besitzt Fotos in guter Qualität, bei allen Fahrzeugen. Zu erkennen, wie die Originale altern, hilft ungemein zu verstehen was man im Modell zu tun hat. Man kann Modelle auch ohne dieses Wissen einfach nach Gefühl weathern, jedoch ist das Ergebnis meist unkontrolliert und fern ab der Realität. Für diesen Schritt nehme ich mir meist sehr viel Zeit um jedes Detail zu berücksichtigen.
Phase 2: Die beim Original erkannten Alterungen im Kopf als Produkt oder Technik umwandeln. Klingt verwirrend? Das kann es auch manchmal sein! Aber dieser Schritt wird mit wachsender Erfahrung immer einfacher. Viele haben hier die meisten Probleme. Sieht man z.B. beim Original eine dicke Flugrost-Schicht auf den Drehgestellen, so muss man sich überlegen, wie übertrage ich das ins Modell? Eine Grundschicht mit Schwarz-Braun mit der Airbrush aufgesprüht und danach ein bepudern mit Burnt Umber- farbenen Pigmenten für den „staubigen“ Look sind die Lösung! Und das ist nur einer von unzähligen Umwandlungs-Prozessen, um eben die beim Original beobachteten Effekte so realistisch und maßstabsgetreu wie möglich ins Modell zu übertragen.
Phase 3: Das praktische Anwenden. Erst jetzt berührt der erste Tropfen Farbe das Modell! Es ist bis dahin aber schon viel Zeit verstrichen. Das soll jetzt niemanden abschrecken, ganz im Gegenteil! Profis packen sich nicht einfach einen Pinsel, legen los und am Ende kommt ein kleines Meisterwerk heraus! Es gehört mehr dazu, aber wenig hat mit einem „natürlichen Talent“ oder einer besonderen Gabe zu tun! Es ist viel mehr ein Auge fürs Detail und das genaue Studieren des Originals, was im Endeffekt eine realistische Alterung ausmacht!
Der Rest ist Übung, Übung, Übung. Auch Fehlermachen gehört dazu! Ein guter Patinierer macht auch Fehler! Jeder der das Gegenteil behautet lügt oder hat es noch nie selbst probiert. Aus deinen Fehlern zu lernen und sie gekonnt zu kaschieren, ja vielleicht sogar einen komplett neuen und interessanten Effekt erzielen, das macht einen guten Patinierer aus!
Vielen Dank an Sebb, für die Einblicke in seine Modellbahngeschichte und die Tipps zur Modellalterung. Wir behalten ihn auf jeden Fall im Auge und wünschen weiterhin viel Freude mit dem schönsten Hobby der Welt!
Zeig uns deine liebsten Projekte!
In der Galerie könnt ein paar Werke von Sebb nochmal in Ruhe bewundern.
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Noch mehr großartige Modellalterungen und weitere Projekte von Sebb, könnt ihr auf seinem Instagramprofil verfolgen – piko.modellbahn und alex.anlage folgen Sebb bereits und auch wir freuen uns auf das, womit er uns in Zukunft überraschen wird!
Alles für Modellalterung bei MSL
Lust bekommen es auch mal mit Modellalterung zu versuchen? Das Airbrush Starter-Set gibt es hier und auch die Farbpigmente von denen Sebb gesprochen hat!
Unsere Produktempfehlungen für die Alterung von Modellen sind außerdem:
- Vallejo MA71191 Alterungsset
- Tamiya Alterungsset C
- Humbrol 488306 Tupf-Pinselset
- Weinert 49314 Weathering-Färbemittel
In unserem Markenshop finden Sie noch viele weitere Hersteller, die Ihnen Produkte an die Hand geben, mit denen Sie eine Modellalterung realisieren können. Humbrol bietet eine große Farbauswahl und allerhand nützliche Werkzeuge. Auch Hersteller Tamya hat sich auf Farben and Zubehör für die Ausgestaltung der Modellbahn spezialisiert. Bekannt für seine Produkte für den ambitionierten Modellbauer, ist Vallejo vor allem für die große Farbauswahl und ein umfangreiches Zubehör.
Hätte gerne die E-Mail Adresse von dem wunderbaren Sebbs. Um Ihm für seine Videos mein Lob auszusprechen. Und vielleicht antwortert er mir auf meine Frage.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Wonnegau
Hallo Herr König, den YouTube und Instagram Kanal von Sebb finden Sie im Beitrag!
Er freut sich sicher, wenn Sie ihm auch dort ein Lob aussprechen und kann Ihre Fragen direkt beantworten.
Viele Grüße!