Anlagenvorstellung Bergisch Dahlhausen

Wer beim Stichwort „Modellbahn“ nur an eine Spielwiese mit kreisenden Zügen denkt, hat diese Anlage noch nicht gesehen: Bergisch Dahlhausen ist keine Spielbahn, sondern ein durchdachtes Betriebsdiorama, das mit viel Liebe zum Vorbild, technischer Raffinesse und einem tiefen Verständnis für Eisenbahnbetrieb entstanden ist.

In diesem Beitrag gibt der Erbauer spannende Einblicke in Planung, Bau, Betrieb und Weiterentwicklung seiner Modellbahnanlage – authentisch, praxisnah und voller persönlicher Geschichten. Eine inspirierende Reise für alle, die mehr wollen als nur fahrende Züge.


Die Anlage „Bergisch Dahlhausen“ – Modellbetrieb nach Vorbild

Die Modellbahnanlage „Bergisch Dahlhausen“ spielt um das Jahr 1963. Vorbild ist die Wuppertalbahn zwischen Wuppertal und Brügge (Westfalen). Der Bahnhof Bergisch Dahlhausen orientiert sich an Dahlhausen (Wupper), wurde jedoch leicht modifiziert: Ein zusätzliches Gleis wurde ergänzt, die Freiladestraße angepasst und ein Kohlenhändler angesiedelt. Die Länge des Bahnhofs entspricht zu 99 % dem Original und wurde maßstäblich umgesetzt. Die vorgenommenen Anpassungen dienen dem betrieblichen Zweck der Anlage.

Ursprünglich war eine Steuerung per PC sowie ein Ringverkehr mit leichtem Betrieb vorgesehen. Im Laufe der Entwicklung wandelte sich das Konzept jedoch hin zu einer echten Modellbetriebsbahn – mit Fokus auf vorbildgerechtem Eisenbahnbetrieb.

In diesem Zuge wurde die PC-Steuerung aufgegeben und der Ringverkehr verworfen. Stattdessen wurde die Strecke so umgebaut, dass sich an beiden Enden jeweils ein Fiddle Yard befindet: einer mit zwei Schiebebühnen, der andere mit einer Drehscheibe. Im aktuellen Betrieb wird die Lokomotive vorbildgerecht umgesetzt, der Wagenpark bleibt dabei in seiner Reihung unverändert – ein realistischer Betriebsablauf ist so möglich und wird auch entsprechend durchgeführt.

Im Einzelspielerbetrieb wird die Anlage über ein Stellpult mit Kippschaltern vor dem Empfangsgebäude gesteuert. Bei regulären Betriebssitzungen – für die die Anlage mittlerweile konzipiert ist – übernimmt ein Fahrdienstleiter die Steuerung des Bahnhofs. Dies geschieht über ein mechanisches Stellwerk mit Hebelbank zur Bedienung von Signalen, Weichen und Sperrsignalen – ganz wie beim Vorbild. Der Bahnhofs- und Streckenblock sind in Planung und folgen noch.

Der Betrieb erfolgt in der Regel mit drei bis vier Mitspielern, gerne auch mehr – es kann ja rotiert werden. Gefahren wird nach Fahrplan, in Modellzeit und unter Verwendung von Frachtkarten für die Güterzüge, inklusive Bedienung der jeweiligen Ladestellen.

Kurzum: Betrieb nach echtem Vorbild

Anlagenplanung und -gestaltung

Wie gehst du bei der Planung deiner Modellbahnanlage vor? Nutzt du bestimmte Prinzipien oder Software-Tools?
Zur Planung von Bahnhofsanlagen verwende ich das Programm Anyrail. Die freie Strecke wird zwar auch darin grob angelegt, aber da ich dort Flexgleise einsetze, gestalte ich diesen Bereich später direkt auf der Grundplatte, bis der Streckenverlauf harmonisch wirkt. Grundlage für jede Planung sind stets reale Gleispläne, die ich – sofern der Platz es zulässt – möglichst maßstabsgetreu umsetze. Das ist allerdings ein gewisser Luxus.

Welche Fehler hast du zu Beginn gemacht und wie hast du sie korrigiert?
Ein großer Fehler war, die Anlage nicht von Anfang an als Betriebsanlage zu konzipieren. So investierte ich unnötig in TrainController und Gleisfreimeldebausteine. Andererseits könnten diese Komponenten später vielleicht von meinem Sohn oder meiner Tochter genutzt werden, falls sie sich für das Hobby interessieren und eine andere Art der Steuerung bevorzugen.
Ein weiterer Fehler: Ich habe die Längenausdehnung von Gleisprofilen vernachlässigt – was dazu führte, dass ich kürzlich die Gleise 1 bis 3 im Bahnhof neu verlegen musste.

Was ist dir bei der Landschaftsgestaltung besonders wichtig?
Eine stimmige und realistische Umsetzung des Vorbilds. Ich bilde nur das nach, was notwendig ist – ohne krampfhaft Elemente hinzuzufügen, die beim Original kaum oder gar nicht vorhanden waren.

Wie baust du deine Gleisanlagen? Welche Tipps hast du für eine zuverlässige Gleisführung?
Wichtig sind mehrere Einspeisepunkte, eine saubere Verlegung und das Beachten der Gleisausdehnung bei Flexgleisen. In Bögen sollten Flexgleise versetzt verbunden werden, um Knicke zu vermeiden.

Ist dein Gleisplan eine Eigenentwicklung oder an ein Vorbild angelehnt?
Alle markanten Elemente der Anlage orientieren sich an realen Vorbildern. Insbesondere der Bahnhof basiert auf Dahlhausen (Wupper) und wurde betrieblich angepasst für „Bergisch Dahlhausen“.

Welches Thema stellt die Anlage dar – und warum gerade dieses?
Dargestellt wird das Bergische Land um 1963. Ich mag die Landschaft und bin ein Freund von Nebenbahnen. Im Mehrspielerbetrieb lassen sich eingleisige Nebenbahnen meines Erachtens besser betreiben als Hauptbahnen. Zudem gefällt mir die harmonische Einbettung der Strecke in die Landschaft besser als viel sichtbare Strecke.

Welche Epoche wird dargestellt?
Epoche IIIb. Das Fahrzeugmaterial ist entsprechend abgestimmt. Zum Einsatz kommen nur nachgewiesene Baureihen wie V100, BR 78, BR 38, BR 50 und VT 98.

Was fehlt noch oder soll verbessert werden?
Bäume, Details wie Weichensignale und der letzte Schotter fehlen noch.

Gibt es eine Lieblingsstelle auf der Anlage?
Die Fischbauchbrücke, der Bahnübergang zum Fiddle Yard Dahlerau, die Bahnhofseinfahrt vom Fiddle Yard Krebsöge sowie die Wupper vor dem Bahnhof.

Wie lange arbeitest du schon an der Anlage?
Seit fünf Jahren.


Technik und Elektrik

Wie steuerst du die Anlage – analog oder digital?
Im Einzelspielerbetrieb analog über Kippschalterpult. Im Mehrspielerbetrieb übernimmt ein Fahrdienstleiter die Steuerung über eine Hebelbank mit Weichen-, Sperr- und Signalhebeln – wie bei einem echten mechanischen Stellwerk. Geplant sind zusätzlich ein Verschlusskasten sowie Strecken- und Bahnhofsblock.
Gefahren wird digital mit der Z21-App und der Roco BlackBox.


Fahrzeuge

Welche Fahrzeuge haben sich bewährt?
Am zuverlässigsten und detailliertesten: Roco und Brawa. Gefolgt von Piko und Trix.

Wie pflegst du deine Modelle?
Regelmäßig fahren lassen, Räder reinigen. Zusätzlich laufen Reinigungszwerge von Noch und der Lux-Schleifwagen mit, um die Gleise sauber zu halten.

Hast du ein besonderes Modell mit Geschichte?
Mein alter ICE aus Kindertagen – aktuell wird er von meinem Sohn „zerspielt“. Ich finde, er soll selbst entscheiden, was fährt – um das Interesse am Hobby zu wecken. Und so darf er meine alten Erinnerungen gerne „zerspielen“.

Detailarbeit

Wie erzielst du realistische Effekte?
Ich orientiere mich am Vorbild und lasse mich von Josef Brandls Anlagen sowie seinen drei Heften zur Anlagengestaltung inspirieren.
Ich verwende Mischungen aus Grasfasern verschiedener Farben und Längen über mehrere Schichten. Für Gewässer nutze ich Modellwasser von Silhouette und WaterEffects von Vallejo. Beim Aufforsten greife ich zu Produkten von Silhouette, RTS Greenkeeper und MBR – Geduld ist dabei entscheidend.

Wie setzt du Szenen mit Figuren und Tieren um?
Wenig Figuren – die Anlage spielt auf dem Land um 1963, und Figuren wirken für mich oft zu statisch. Ich nutze sie eher für Fotomotive.

Worauf legst du bei der Szenengestaltung Wert?
Fahrzeuge müssen gealtert sein – nichts sollte fabrikneu wirken. Das Signalwesen muss korrekt sein, auch die Abstände beim Bahnübergang stimmen. Keine „Modellbahn-Kompromissabstände“, sondern vorbildgerechte Maßgaben.

Was ist bei beengtem Raum zu beachten?
Nicht überladen! Planen, wie die Bahn früher Gleisanlagen eingebettet hat. Auch Kunstbauten sollten nur verwendet werden, wenn sie zum Vorbild passen.

Impressionen aus Bergisch Dahlhausen

Kreativität und Vision

Was inspiriert dich zu neuen Projekten?
Immer wieder reale Vorbilder. Aktuell denke ich über eine Modulanlage des Bahnhofs Hückeswagen um 1925 nach – inklusive zwei Fiddle Yards, damit auch Epoche I und II-Material zum Einsatz kommt.
Zudem habe ich bereits Ideen für eine Nachfolgeanlage von „Bergisch Dahlhausen“. Vorher muss aber der Nachwuchs größer sein – bis dahin wird regelmäßig Betrieb gemacht.

Wie hat sich deine Modellbahn über die Jahre entwickelt?
Begonnen mit einem Noch-Fertiggelände mit sieben Jahren, erste eigene Anlage mit elf, dann die übliche Pause in der Pubertät. Seit 17 Jahren setze ich das Hobby fort – von der Spielbahn zur Modellbahn mit echtem Betriebsfokus.

Langfristiges Ziel?
Wipperfürth um 1925 – wenn der Nachwuchs selbstständiger ist. Alternativ: Sprockhövel zur selben Zeit.


Community und Austausch

Wie bist du mit anderen Modellbahnern vernetzt?
Seit frühester Kindheit regelmäßiger Besucher der Intermodellbau Dortmund. Online bin ich aktiv im Stummiforum, Mapudforum sowie auf Instagram und in diversen Facebook-Gruppen.

Welche Plattform hilft dir besonders beim Austausch?
Gerade für vorbildgerechten Betrieb das Mapudforum. Auch mein Beruf als Fahrdienstleiter bei der DB InfraGO AG hilft mir beim Austausch mit Gleichgesinnten.

Welche Rolle spielt die Community für dich?
Sie bringt neue Perspektiven und Ideen – der Austausch ist ein wichtiger Teil des Hobbys.


Herausforderungen

Gab es Projekte, die nicht wie geplant verliefen?
Ja, meine Vorgängeranlage „Waldisenburg (Westf.)“. Ich habe die Schattenbahnhöfe schlecht eingeplant. Seitdem plane ich diese immer zuerst.

Wie gehst du mit Platz- oder Budgetgrenzen um?
Ich setze klare Schwerpunkte und frage mich: Ist das wirklich notwendig für den Betrieb oder kann ich es weglassen, weil es dem Vorbild widerspricht?

Dein Tipp für andere Modellbahner mit ähnlichen Projekten?
Erstelle eine Pro-und-Contra-Liste, verliere das Ziel nie aus den Augen und lass dir nichts einreden.

Zukunftsperspektiven

Wie wird sich das Modellbahnhobby entwickeln?
Ich denke, es wird digitaler und vielfältiger – durch Technologien wie 3D-Druck sind nun auch Kleinserien möglich. Vielleicht gibt es dann auch wieder mehr Modelle der Epochen I und II, speziell der K.P.E.V.

Einblicke in deine Modellbahnreise

Wie kamst du zum Hobby?
Mit fünf Jahren – durch ein ICE-Startset meiner Großeltern. Das wird inzwischen von meinem Sohn genutzt.

Warum dieser Maßstab?
Ein guter Kompromiss zwischen Platzbedarf und Detailtiefe.

Deine erste Lok?
Der besagte ICE-Triebzug.

Lieblingsbaureihen?
Alle preußischen Lokomotiven, die auf der Wupper- und Wippertalbahn fuhren: G10, G8.1, G5.3, T7, T12, T18, T14, T13, T3 sowie P6, P4.2 und P8.

Lieblingsprojekt?
Ganz klar: Bergisch Dahlhausen – meine aktuelle Anlage.

Besonderer Moment?
Die Veröffentlichung der Anlage im ADJ-Magazin und die erste echte Betriebssitzung mit drei Personen – inklusive Rollenverteilung, Modellzeit und Frachtkarten.


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Stephan zeigt auf seinem Instagramkanal @bergischdahlhausen den Betrieb auf seiner Anlage mit vorbildlichen Gleislängen, Frachtsystem, Modellzeit und Fahrplan.

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