Die beeindruckende Multideckanlage eines Wechselstrombahners.
Die Modelleisenbahn Traventall
Wir freuen uns sehr, Ihnen eine weitere Modelleisenbahn im Maßstab 1:87 H0 präsentieren zu können. Die heutige Anlage „Traventall“ wurde von Alexander erschaffen und zeigt eine tolle H0-Wechselstrom Anlage. Als aufmerksamer Leser und treuer Kunde, hat sich Alexander bei uns für eine Anlagenvorstellung beworben. Für diese haben wir ihn mit Fragen gelöchert und wiedermal interessante Einblicke in das schönste Hobby der Welt bekommen. Seien Sie gespannt!
Hauptthema ist eigentlich „lange Züge fahren sehen“. Ich verfolge liebend gerne die Züge in der Landschaft und finde Zugbegegnungen einfach genial.
Alexander
Wie sind Sie zum Hobby Modelleisenbahn gekommen?
Eigentlich wurde mir die Modellbahn schon in die Wiege gelegt. Mein Vater hatte eine Märklinanlage, stationär auf einer an die Wand zu klappenden Platte gebaut. Für mich als Kind riesig, aus heutiger Sicht eher klein. Sie entsprach natürlich dem Stil der 60er/70er Jahre und würde heute als Nostalgieanlage durchgehen.
Bei der Trennung meiner Eltern hat mein Vater die Modellbahn bei uns gelassen und ich habe diese aus Platzmangel demontiert und bin auf Teppichbahning umgestiegen. Über die Jahre habe ich auf diese Weise unendlich viele Anlagen auf dem Fußboden aufgebaut und vieles ausprobiert. Nicht nur verschiedenste Gleispläne mit mehreren Fahrkreisen, sondern auch Beleuchtungen der Häuser, Ansteuerung von Weichen und Signalen sowie elektrische Schaltungen wurden aufgebaut.
In der Jugend gab es die ersten Versuche, eine stationäre Anlage selbst zu bauen. Diese verliefen allerdings alle aus verschiedensten Gründen im Sande und so wurde die Modellbahn eingemottet und für viele Jahre auf dem Dachboden versteckt. Nach gut 20 Jahren, das war 2004, flammte der Modellbahnvirus wieder auf und ich holte die Kisten vom Boden. Ich war sofort wieder Feuer & Flamme und da ich ein gutes Märklin-Grundpaket hatte, beschloss ich die bestehende Anlage zu vergrößern. Digital spielte für mich zu dem Zeitpunkt noch keine Rolle und als Gleissystem wurde das vorhandene M-Gleis erweitert.
Nach vier weiteren stationären Anlagen – zwei davon fielen Umzügen zum Opfer – begann ich 2013 mit dem Bau der jetzigen Anlage „Traventall“. Sie steht in einem separaten Kellerraum mit den Maßen 4,6m x 5,2m und ist in G-Form als An-der-Wand-entlang-Anlage konzipiert worden. Diesmal wurde der Gleisplan im Vorfeld entwickelt und beim Gleissystem wurde im sichtbaren Bereich aufgrund der Flexgleise und schlanken Weichen auf das K-Gleis gewechselt. Der Schattenbahnhof wurde mit dem vorhandenen M-Gleis gebaut, welches allerdings nach kurzer Zeit durch das C-Gleis ersetzt wurde. Gefahren wird seitdem digital und der Landschaftsbau steht stärker im Vordergrund.
Warum haben Sie sich für den Maßstab entschieden?
Bei der Wiederaufnahme des Hobbys habe ich mir einige Gedanke um den Maßstab und über das System gemacht. Da mir die Spurweite N einfach zu klein, 0 nicht bezahlbar und TT für mich völlig unbekannt war, entschied ich mich bei H0 zu bleiben. Damit fahre ich heute auch noch sehr gut und ich bereue die Entscheidung nicht.
Weil ein gewisses Grundmaterial schon zur Verfügung stand und einige Emotionen/Erinnerungen an dem vorhanden Material hing, blieb ich Märklin und dem M-Gleis treu. Da heutzutage viele Hersteller rollendes Material auch für das Märklin-System entwickeln und produzieren, sind die Möglichkeiten sehr groß geworden.
Was war Ihre erste Lokomotive?
Eigentlich gab es keine erste Lok sondern gleich eine ganze Reihe. Das lag daran, dass mir die Modellbahn hinterlassen wurde. Es waren die BR89, E41, E94, AE6/6, 216 und V200. Bis auf die AE6/6 sind noch alle in meinem Besitz, aber teilweise ziemlich stark bespielt. Digitalisiert wurde nur die E94 – die Restlichen sind analog geblieben. Ich persönlich finde, dass sich die Umrüstung auf digital nicht lohnt. (Sound-)Decoder sowie der Motorumbau kosten ihr Geld. Die Qualität der alten Loks, optisch wie mechanisch, entsprechen nicht meinen Vorstellungen bzw. sind nicht mehr zeitgemäß. So spare ich lieber auf neue Modelle und kaufe mir wenige Lokomotiven, die mir dann aber in allen Punkten gefallen.
Natürlich hat sich mein Fuhrpark erweitert. BR53, BR03, 215, 218, V60, V90, E03,.. um nur einige zu nennen. Welche meine erste selbstgekaufte war, kann ich heute nicht mehr sagen. Es gab beim Neustart meines Modellbahnhobbys eine ziemliche Sammelwut, die glücklicher Weise stark reduziert wurde. Zukünftig möchte ich meinen Fuhrpark hauptsächlich um Dieselloks erweitern und dabei auch nur um ausgewählte Modelle.
Als Hersteller kommen diverse in Betracht. So laufen bei mir Loks und Wagen von BRAWA, ESU, Fleischmann, Hobbytrade, Märklin, PIKO und Roco.
Haben Sie eine Lieblingsbaureihe?
In der Kindheit definitiv die E94, ein elegantes Kraftpaket. Derzeitig gibt es keine Lieblingsbaureihe, ich spezialisiere mich aber eher auf Diesel. Ob 215, 218, V60, V90 oder V200 – sie erfreuen alle mein Herz, wenn sie mit Sound durch Traventall dieseln. Ein paar Modelle sind noch offen… mal schauen was die Zeit so bringt!
E-Loks benötigen in meinen Augen eine Oberleitung, diese ist aber im Anlagenkonzept derzeit nicht vorgesehen. Dampfloks sind elegante Damen aus einem anderen – sehr interessanten – Zeitfenster, aber nicht unbedingt meins. Wo die Reise aber noch hingeht, kann ich nicht sagen.. Trotzdem dürfen ab und zu beide Antriebssysteme bei mir mal ihre Runden drehen.
Die Anlage „Traventall“
Woher stammt die Idee für die Modellbahn? Gibt es ein Vorbild für den Gleisplan oder die Landschaft?
Die Anlage ist frei erfunden. Ich habe mir viele Gedanken darum gemacht, was ich gerne haben möchte. Hauptsächlich im Vordergrund standen die Themen Hauptbahnhof, Nebenbahnhof, Landschaftsbau und lange Züge fahren zu sehen. Darauf hin habe ich mit Hilfe des „Stummiforums“ ein Gleisplankonzept entwickelt. Dieses wurde nahezu vollständig umgesetzt und gefällt mir heute nach 6 Jahren immer noch.
Die Namen der Anlage und Bahnhöfe sind auch frei erfunden, aber spiegeln für mich persönlich bestimmte örtliche Gegebenheiten wieder. Dadurch hat die Modellbahnanlage eine innerliche Verbundenheit zu mir bekommen. Dass es die Gemeinde „Traventhal“ gibt ist Zufall, die habe ich erst wahrgenommen, als ich den Bau meiner Anlage „Traventall“ bereits begonnen hatte.
Seid einiger Zeit gefällt mir auch das Rangieren. Aus diesem Grund habe ich mein Modul „Betriebshof Eching“ entworfen und gebaut. Es kann an der Anlage „Traventall“ angeschlossen werden und erweitert damit den Spielbereich erheblich. Da ich das Modul nur in meinem Bastelzimmer aufbauen kann und mir dieses dort doch immer wieder im Wege ist, soll das Modul zukünftig auf einer höheren Ebene im Anlagenraum integriert werden. Als Ausbaureserve ist Traventall als Multideckanlage konzipiert, die obere Ebene aber noch nicht weiter geplant. Hier soll später der Betriebshof eingebunden werden.
Wieso haben Sie sich für den Maßstab entschieden?
H0 liegt mir einfach. Die kleineren Maßstäbe sind mir zu klein zum basteln (oder die Hände zu groß), bei den Größeren kann ich zu wenig von dem darstellen, was ich gerne möchte. Natürlich hat jeder Maßstab seinen Reiz – um so größer, um so mehr Details kann man darstellen. Um so kleiner, um so längere Fahrstrecken und ausladende Landschaften sind darstellbar. Ich persönlich finde aber dass in H0 der beste Kompromiss zwischen all den Maßstäben gegeben ist. Das Detailreichtum ist heutzutage unglaublich und viele schöne Szenen können realisiert werden. Im Weiteren ist H0 der gängigste Maßstab und es gibt in allen Bereichen sehr viele Hersteller auf dem Markt.
Entstammt der Gleisplan einem Vorbild oder anderen Anlage oder ist er eine Eigenentwicklung?
Der Gleisplan ist ohne Vorbild, entwickelt im und mit dem „Stummiforum“. Er entspricht dem was ich wollte und ich würde heute wieder ähnlich bauen. Natürlich würde man einige Dinge ändern, aber im Groben und Ganzen habe ich immer noch Gefallen daran.
Bei der Entwicklung der Bahnhöfe und Betriebsstellen wurde darauf geachtet, dass man die Gleise sinnvoll anfahren kann. Hierbei wurde der Gleisplan auch absichtlich so entwickelt, dass nicht alle Gleise aus allen Richtungen angefahren werden können. Das ist auch im richtigen Leben nicht immer gegeben und so muss bei Bedarf im Bahnhof der Zug dementsprechend umgesetzt werden.
Eigentlichen handelt es sich um ein zweigleisiges Oval mit einem doppelten Gleisdreick für die Ein- und Ausfahrt in den Schattenbahnhof für beide Richtungen. Vom Hauptbahnhof „Lubbecke“ geht zum einen die eingleisige Nebenstrecke nach „Bad Bagterau“ ab, zum anderen bei Bedarf die eingleisige Strecke in den Nachbarraum zum Modul „Betriebshof Eching“. Der Zugang zum Nachbarraum soll irgendwann entfallen, dafür gibt es dann eine Wendel zum oberen Bereich der Anlage. Den Nachbarraum benötige ich zum basteln und da stört das Modul.
Der Schattenbahnhof „Humbug“ ist unterhalb der Anlage angesiedelt, unterteilt in 8 Gleisharfen und bietet mit seinen 35 Abstellgleisen genügend Platz für Züge bis zu 3,3m Länge (4x). Dieser ist teilautomatisiert, bedeutet dass ich nur die Weiche zur Einfahrt in die Gleisharfe stelle. Der Zug steuert automatisch ein freies Gleis an und hält am Ende des Abstellgleises, wo er stromlos geschaltet wird. Dort stellt er die Weiche zum nächsten freien Gleis sowie die Weiche zur Gleisharfe zurück. Sobald ich einen Zug von dem Abstellgleis heraus fahre, wird die dazugehörige Zufahrtsweiche wieder auf das Gleis gestellt. Um den Überblick zu behalten, wird eine Besetztmeldung an das dazugehörige Gleisbildstellpult gegeben, wo dann mit grüner und roter LED der Belegzustand angezeigt wird.
Welches Thema wird auf der Anlage dargestellt und wieso ist es genau dieses Thema?
Hauptthema ist eigentlich „lange Züge fahren sehen“. Ich verfolge liebend gerne die Züge in der Landschaft und finde Zugbegegnungen einfach genial. Deshalb habe ich auch eine ca. 12m lange Paradestrecke gebaut.
Ein Hauptbahnhof musste natürlich auch her, der dient aber hauptsächlich dazu die Personenzüge zu parken. Trotz einer Fahrzeit von knappen 1,5 Minuten pro Runde fahren meine Züge oft nur mal durch und drehen so Runde für Runde.
Auf Themen wie ein Betriebswerk (BW) wurde absichtlich verzichtet, denn ich konnte einen glaubhaften Bahnhof für ein BW nicht unterbringen. Dafür habe ich mich lieber für eine freie Landschaft mit Bäumen, Feldwegen und Hängen entschieden.
Da mir seit einiger Zeit das Rangieren gefällt, wird die Anlage um diese Funktion noch erweitert. Als erste Erweiterung in diese Richtung dient mein Modul.
Welche Epoche wird dargestellt? Fahren nur Züge einer besonderen Epoche?
Generell fahre ich alles was mir gefällt. So kann es sein, das ein Epoche II Zug auf einen roten RE-Doppelstockwagenzug aus der Epoche VI trifft. Ich fühle mich aber in den Epochen III und IV am wohlsten. Ich denke die Landschaft passt gut in die 70er und 80er Jahre. Die Kindheit hat mich sehr geprägt und die Zeit möchte man irgendwie einfangen.
Die heutige Epoche ist sehr bunt und auch interessant, allerdings sind die Nebenstrecken und Betriebsstellen überwiegend zurückgebaut oder verwahrlosen und sind damit nur noch sehr eingeschränkt befahrbar. Von dieser Seite her für mich eher uninteressant wobei sogenannte „lost places“ ihren eigenen Charme haben.
Welche Digitalzentrale wird verwendet?
Gestartet bin ich mit der MS2. Weihnachten 2012 (da baute ich an meiner analogen M-Gleisanlage „Imoli“) habe ich den Mauszug geschenkt bekommen. Da ich diesen mit all seinen Funktionen und Möglichkeiten testen wollte, musste eine günstige Digitalstation her. Zu dieser Zeit war ich noch ein recht eingefleischter Märklinist, sodass die Wahl logischerweise auf die MS2 fiel.
Nachdem ich die Vorzüge kennen und schätzen gelernt habe, wusste ich dass eine neue Anlage mit digitaler Ansteuerung gebaut werden musste. Schnell merkte ich aber, das ich mit der MS2 durch die doch beschränkten Möglichkeiten am Ende war und so musste eine vollwertige Zentrale angeschafft werden. Meine Kriterien waren damals: Lokbilder, alle Protokolle, Gleisbildstellpult, einfache Handhabung, günstig. So fiel die Wahl auf die ESU ECoS und ich bin bis heute sehr zufrieden damit. Am Anfang setzte ich den S88-Bus für die Rückmelder ein, mittlerweile bin ich auf LocoNet umgestiegen, da mir dieses System zuverlässiger erscheint. Des weiteren bieten die Rückmelder von Uhlenbrock die Möglichkeit, zwei Schaltbefehle von alleine auszuführen. Dadurch konnte ich mir viele Fahrstraßen sparen.
Später baute ich meine eigenen Gleisbildstellpulte und steuere diese auch über die LocoNet Rückmelder. Die Gleisbildstellpulte in der ECoS sind zwar immer noch in Gebrauch, aber lange nicht mehr so häufig. Die Bedienung der Anlage fällt damit auch Neulingen sehr einfach.
Durch das Mitwirken in der Modulgruppe des MIT-Kiel und MIT-Lübeck, habe ich außerdem das Handsteuergerät „FunkDaisy 2“ von Uhlenbrock in Gebrauch. Dieses wurde auch mit der ECoS verbunden und dient jetzt als drittes Steuergerät.
Als Protokoll für die Loks setze ich DCC und Motorola bzw. mfx ein. Letzteres durch die Märklin-Loks gegeben. Ziel für mich ist allerdings alles nach und nach auf DCC umzustellen, da ich es für sicherer halte, wenn ich nur mit einem Protokolltyp hantiere. Außerdem sind die Funktionen des Motorola-Protokolls über das LokNet nur bedingt einsetzbar.
Meine Funktionsdecoder sind von unterschiedlichsten Herstellern, hauptsächlich ESU, iek, jss, Märklin und Uhlenbrock. Diese harmonieren alle sehr gut miteinander.
Von einer PC-Steuerung habe ich abgesehen, genauso wie von Bremsmodulen. Ich wollte generell sowohl der Fahrdienstleiter als auch der Lokführer sein. Manchmal denke ich, das eine Automatik auch interessant sein könnte. Einen kompletten automatischen Betrieb starten und nur den Zügen nachschauen – ach, wäre das schön! Allerdings wäre das Spielvergnügen für mich dann nicht mehr gegeben, von daher passt es jetzt so. Vier Züge im Kreis fahren zu lassen ist aufgrund meiner doch sehr langen Fahrstrecke auch so ohne Probleme möglich.
Bei einer neuen Anlage würde ich aber Blockstrecken einbauen, um die Einfahrten aus dem Schattenbahnhof zu überwachen und ein Auffahren auf den vorlaufenden Zug zu vermeiden.
Was fehlt noch auf der Anlage bzw. soll verbessert werden?
Hier sind noch viele Baustellen offen. Die größten sind der Nebenbahnhof sowie ein Teil der Paradestrecke. Dort klaffen große Lücken, die noch geschlossen werden müssen. Verbesserungen bzw. Optimierungen sind überall nötig. Eigentlich ist die Anlage in meinen Augen nur grob vorgestaltet – viele kleine Dinge und Szenen fehlen noch. Als großes Verbesserungspotenzial sehe ich die Bäume. Die meisten sind derzeit Eigenbau oder Bausätze und entsprechen nicht mehr meinen Ansprüchen. Dieses Jahr habe ich in Dortmund auf der Messe den polnischen Hersteller mbr kennen gelernt. Dieser hat ein tolles Programm zu einem fairen Preis. So habe ich beschlossen, nach und nach den Baumbewuchs auszutauschen.
Als weitere Baustelle ist noch der Nebenbahnhof „Bad Bagterau“ zu nennen, hier müssen noch viele Details gestaltet werden. Der Bahnsteig selbst ist auch noch nicht gebaut und sehr viele Szenen fehlen. Die Begrünung mit Buschwerk und Bäumen ist auch nur zu einem Bruchteil erfolgt.
Offen ist auch noch die Alterung des rollenden Materials. Diese führe ich nach und nach durch, genauso wie die Beleuchtung der Personenwagen. Letztere werden mit günstigen Personen besetzt und mit selbstgebauten, stromführenden Kupplungen für die Beleuchtung versehen.
Für den Bau von Ladegütern, Zäunen und vielen anderen kleinen Details möchte ich in nächster Zeit in die 3D-Drucktechnik einsteigen. Derzeit bin ich auf der Suche nach dem richtigen Drucker für meine Ideen. Alleine um die Handhabung eines 3D-Druckers zu erlernen wird wohl einige Zeit benötigt werden.
Als größere zukünftige Baustelle steht eine weitere Nebenbahn an, vom Hafen zum Betriebshof. Diese ist flächenmäßig über Traventall als Multideck-Anlage geplant und wird in U-Form in der Größe ~20m x 0,5m (gestreckte Länge) gebaut. Ein großes Thema ist noch die Anbindung an die Hauptanlage, die über eine eingleisige Wendel erfolgen soll. Geplant ist, nächstes Jahr die Gleise zu verlegen.
Generell gibt es für die vielen Aufgaben keinen Zeitplan, denn ich bastele an der Stelle weiter, auf die ich gerade Lust habe. Würde ich zum Beispiel alle Waggons auf einmal altern, so würde mir wahrscheinlich ziemlich schnell langweilig werden.
Gibt es eine Lieblingsstelle auf der Anlage?
Für mich gibt es nicht nur eine Lieblingsstelle, sondern viele. Ich erfreue mich immer wieder an einer ganzen Reihe von Szenen. Sehr viel Freude macht mir aber immer das Umspannwerk oder die Rockerecke. Auch der Schrottplatz weis zu gefallen.
Was ich auch immer schön finde, sind Zugbegegnungen auf offener Strecke.
Wie lang hat der Bau der Anlage bis jetzt gedauert?
Mit dem Bau habe ich im August 2013 begonnen, also bin ich schon gute 6 Jahre am Bauen. Durch die Besuche an den MIT-Stammtischen Lübeck und Kiel, kamen zwischendurch meine Modulprojekte dazu. So wurde zuerst die „Traventaller Nordmühle“ gebaut, diese war in einem 15° Bogen angelegt und hatte eine Größe von ca. 3,6m x 0,8m. Dieses Modul wurde letztes Jahr verkauft, um Platz für Neues zu schaffen. So wurde dann vor einem knappen Jahr das derzeitige Modul-Projekt „Betriebshof Eching“ gestartet, welches aber in naher Zukunft fertig gestellt sein wird.
Ein Zeitlimit für den Bau habe ich mir nicht gesetzt, sondern bastele nach Lust und Laune. Es ist ein Hobby und soll Spaß machen.
Wann schätzen Sie die Fertigstellung?
Vor zwei Jahren, so mein Plan. Im Ernst, ich denke 10 Jahre werde ich bestimmt noch an Traventall bauen. Die groben Anlagenzüge werden in den nächsten Monaten angegangen, aber die vielen kleinen Dinge, die mir noch im Kopf rumschwirren, werden noch ihre Zeit benötigen. Ich verliere mich schnell in kleinen Dingen die viel Zeit in Anspruch nehmen. Unter anderem kam ich auf die Idee, einen Bürgersteig sowie den Bahnhofsplatz in „Bad Bagterau“ mit den Steinchen von Juweela selbst zu pflastern. So wurden dann tausende Steinchen selbst verlegt. Eine stupide und langwierige Arbeit – aber das Ergebnis lohnt sich!
Der gesamte Fuhrpark soll irgendwann auch noch gealtert werden, die Bäume getauscht werden und eine weitere Nebenbahn steht auch noch an. Traventall ist als Multideckanlage geplant und eine theoretische Fläche von ca. 20m x 0,5m ist noch völlig unbebaut. Hier soll irgendwann ein kleiner Hafenbereich sowie ein weiterer Güterbereich mit Drehscheibe entstehen. Das Modul des Betriebshofes muss integriert, sowie die Zufahrtswendel geplant und gebaut werden. Also fertig werde ich wohl nie, aber wird eine Modellbahn denn jemals fertig?
Weitere Fragen:
Welche Tipps/ welchen Rat haben Sie für Modellbahner mit einem ähnlichen Projekt?
Egal welches Projekt man angeht: man sollte sich vorher Gedanken machen, was man wirklich will. Hierbei hat mir der „Fragebogen für die Anlagenplanung“ aus dem „Stummiforum“ sehr geholfen.
Baut nicht das, was andere wollen,
Alexander
sondern das, was ihr wollt!
Wobei es nicht heißen soll, dass man sich die Meinung anderer nicht einholen und anhören sollte. Ganz im Gegenteil – zuhören, darüber nachdenken und die relevanten Punkte für sich herausziehen.
Und lasst euch nicht von neuen Eindrücken und/oder Ideen vom eigentlichen Konzept abbringen, sonst werdet ihr nie fertig.
Im Weiteren ist weniger mehr. Ein Projekt kann auch zu groß werden. Dann lieber kleiner bauen oder in mehrere kleinere Projekte zerteilen. Die Modellbahn sollte nicht zu einer Last werden, sonst verliert man die Freude daran.
Und versucht es einfach – macht es! Nicht getan ist es schon. Oft hat man Angst davor, etwas nicht zu können und dass das Ergebnis nachher nicht stimmt. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, versucht es einfach. Vieles ist viel einfacher als man denkt.
Baut langsam und sorgfältig. Überhastetes arbeiten, nur um schnell fertig zu werden wird sich irgendwann rächen. Ich durfte zum Beispiel im Schattenbahnhof alle Antriebe der Weichen noch mal nacharbeiten. Grund war, dass ich nicht darauf gehört habe, die Endabschalter zu überbrücken. So fielen mir immer wieder Antriebe aus und ein sicheres Fahren war nicht möglich.
Worauf muss man beim Gestalten/Ausschmücken auf begrenztem Raum achten?
Die Szenen sollten stimmig wirken und in den zur Verfügung stehenden Raum hinein passen. Schlimm finde ich, wenn alles überladen wirkt, wenn die Dimensionen einfach nicht zusammen passen. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, dass alles dem genauen Maßstab entspricht, sondern wenn zum Beispiel die 4 stöckigen Stadthäuser niedriger sind als die danebenliegende Schwebebahn oder die Haus-Rohbauten gerademal die Maße einer Gartenlaube haben. Dann passt es für mich nicht zusammen.
Außerdem halte ich es für wichtig, das richtige Baumaterial zu verwenden. Gerade das Grün sollte stimmig sein. Ich setze hier hauptsächlich Material von Heki oder Silhouette ein. Einen Hersteller für Bäume habe ich auf der diesjährigen Intermodellbau kennen gelernt – die Produkte von MBR aus Polen begeistern mich!
Was hatten Sie am Anfang für ein Budget und wurde es inzwischen überschritten?
Ich habe mir nie ein Budget für die Anlage gesetzt. Es gibt ein Konzept welches damals entwickelt wurde und dieses wird nach und nach umgesetzt, so wie Zeit, Lust und Geld es ermöglicht. Alles andere würde mich persönlich unter Druck setzen. Wenn ich etwas für die Modellbahn haben möchte, dann spare ich dafür und kaufe es. So kann es eben passieren, das ich ein paar Monate wenig anschaffe, dann aber eben auch mal etwas teureres. Für mich ist es wichtig, dass es mir gefällt, denn ich erfreue mich immer wieder an den Modellen und gestalteten Szenen. Für mich ist es wichtiger etwas zu haben, was meinen Ansprüchen genügt und nicht des haben wollens. Das gilt für das rollendes Material genauso wie für den Landschaftsbau. Gerade bei den Bäumen, Büschen und Gräsern können sich Welten trennen!
Was war die größte Herausforderung beim Bau?
Herausforderungen gab es viele – welche die Größte war ist schwer zu sagen. Nicht ganz einfach war auf jeden Fall der Umbau des Schattenbahnhofs von M-Gleis auf C-Gleis mit gleichzeitiger Erweiterung um ein Stockwerk mit zusätzlicher Wendel. Sich nachträglich in die Unterkonstruktion zu klemmen, neue Trassen, Wendel und Gleise einzubauen sowie die Technik neu zu verkabeln, hat mir einige Kopfschmerzen beschert. Nicht nur vorher bei der Planung, sondern auch bei der Ausführung, denn die Räumlichkeiten sind im Nachhinein doch sehr beengt. Dieser Umbau hat sich aber gelohnt, die Betriebssicherheit der Anlage ist durch den Einsatz des C-Gleises immens gestiegen.
Die digitale Technik musste auch erst erlernt werden. Zum Beispiel habe ich bei mir festgestellt, dass mit den Einsatz der S88-Dekoder viele Fehlfunktionen in die Anlage kamen. Ein wirklich sicheres Fahren war zeitweise nicht gegeben. Durch den Umbau auf LokNet mit den dementsprechenden Rückmeldemodulen, wurden diese Probleme glücklicherweise sofort behoben.
Aber auch der Bau des Gleisbildstellpultes war nicht einfach: Planung, Material, Bau und Verkabelung hatten ihre Tücken. So musste ich zum Beispiel wegen mangelnder Konzentration bei der Konstruktion der Schalttafel diese 2x beschaffen. Heute möchte ich es aber nicht mehr missen. Es ist für jeden einfach zu überschauen und zu bedienen.
Ihre Anlagenvorstellung hier!
Wir bedanken uns recht herzlich bei Alexander für diese ausführliche Vorstellung seiner Anlage. Weitere Informationen zu Traventall kann man im Stummiforum nachlesen, oder auf Facebook verfolgen!
Hier können Sie sich noch mal in aller Ruhe die Bilder der Anlage ansehen und sich inspirieren lassen:
Alle bisher erschienenen Anlagenvorstellungen finden Sie hier im Blog in der Kategorie Modellbahnanlagen oder direkt als Menüpunkt oben auf der Startseite!
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Für die Teilnahme am Anlagenportrait gibt es vom Modellbahnshop Lippe einen 50€ Einkaufsgutschein.
Eine schöne Anlage! Konzept erscheint stimmig und das Gleisbildstellpult ist super. Wie heißt es so schön? „Danke für’s Zeigen“!